Dienstag, 20. November 2007

Ramona Cordova





Zarte und sensible Songwriter gibt es wohl allerorten, doch wie ein verletzlicher Jungvogel zu klingen, das schafft, glaube ich, nur Ramona Cordova.
Wie so einiges schön und seltsam zugleich ist an diesem jungen Mann. Benennt sich nach seiner Großmutter, bringt im Jahr 2005 - zuerst im Eigenvertrieb - sein Debüt "The Boy Who Floated Freely" heraus, das nicht weniger ist als ein Konzeptalbum. Oder eine über 11 Lieder erzählte und besungene, etwas bizarre Geschichte. Dort geht es um einen an eine Insel angeschwemmten jungen Mann namens Giver, der in erster Linie träumt, sich von Gypsys ein Ständchen bringen und von einer jungen Dame einen Liebestrank servieren lässt.
Die Vertonung besitzt dabei zwar die Anmutigkeit eines alten Disneyfilms (nicht umsonst werden als erste Einflüsse Schneewittchen und Pinocchio genannt), treibt jedoch durch eine ganz unaufgeregte und sparsame Instrumentierung jeglichem Kitsch die bösen Auswüchse aus.

Leider ist seitdem nichts über einen Nachfolger oder auch neue Lieder bekannt geworden und langsam regt sich in mir die Befürchtung, dass es bei dieser einen, ganz wundervollen Platte bleiben könnte.


Ramona Cordova - Introduction

Ramona Cordova - Givers Reply

Ramona Cordova - Heavy on my head

Donnerstag, 15. November 2007

Alasdair Roberts & Jason Molina







Der Teller bunte Knete wartet im Moment leider aufgrund finalen Unistresses tatsächlich nur recht unregelmäßig mit neuen Posts auf, dafür gibt es diesmal einen Tip, der mir wirklich sehr am Herzen liegt.

Sowohl Alasdair Roberts alleine, als auch vor allem Jason Molina (bekannt insbesondere durch die famosen Songs:Ohia und Magnolia Electric Co.) gehören zu meinen liebsten Songwritern und Solokünstlern. Groß war daher meine Freude, als beide sich 2002 für ein einmaliges Projekt noch mit meinem liebsten Schrat Will Oldham zusammen taten, um die EP "Amalgamated Sons Of Rest" auf den Markt zu werfen. Die wurde leider nur 6 Songs und eine knappe halbe Stunde lang und war nur bedingt eine Zusammenarbeit, mehr eine Versammlung, zu der jeder Künstler zwei Lieder beitragen durfte. Der schönste Song jener Session wurde zudem auf einer Songs:Ohia Split-EP mit den Morning Jackets versteckt, ist aber weiter unten zum Genießen abrufbar.

Weniger bekannt ist zudem, dass Alasdair Roberts und Jason Molina eine weitere und diesmal wirkliche Zusammenarbeit verbindet. Jedenfalls veröffentlichten sie eine 7"-Single mit zwei Traditionals, die schon längst out of print ist. Noch schöner als diese beiden Lieder geriet jedoch das bei einem Secretly Canadian - Event eingespielte "Carlisle Wall", das auf der SC-Homepage zum download angeboten wurde und 2005 auf Roberts "No Earthly Man" als "The Cruel Mother" wieder auftauchen sollte. Diese mit Molina live und zweistimmig vorgetragene Variante bleibt für mich jedoch unschlagbar.
Alasdair Roberts spielte auch auf den sehr empfehlenswerten Songs:Ohia Platten "The Lioness" und "Ghost Tropic".


Molina & Roberts - Carlisle Wall

Molina & Roberts - s/t

Songs:Ohia - Translation

Donnerstag, 8. November 2007

The Wave Pictures







David Tattersall, Songwriter, Gitarrist und Sänger der Wave Pictures muss musikalisch ein ähnlich umtriebiger Geist sein wie Darren Hayman (ehemals Hefner und The French). Jedenfalls lassen sich zwischen beiden einige Parallelen ziehen. So zum Beispiel der gewaltige Output an hochklassigen Liedern, die sie ihren jeweiligen Bands auf den Leib schreiben. Doch was im Falle von Hefner auf diversen EPs und größer angelegten Veröffentlichungen von bisherigen Raritäten dokumentiert ist, wird bei den Wave Pictures meist frei im Netz zur Verfügung gestellt. Sowohl die myspace-Seite, als auch die Bandeigene Homepage weisen diesbezüglich immer wieder Neuerungen und Überraschungen auf und sind allerschwerstens zum unregelmäßigen Vorbeischauen empfohlen.
Nun wäre der Vergleich Hayman/Tattersall bis hierhin etwas an den Haaren herbei gezogen, würden musikalisch nicht auch Übereinstimmungen bestehen. Mir kommt jedenfalls des öfteren der Gedanke an mit dem schlechtesten Eqipement ausgestattete Hefner, wenn ich die Wave Pictures höre, es dröhnt und schnurrt also durchaus angenehm nach LoFi. Die Themen sind vorrangig natürlich die Liebe, die Freundschaft und derlei Befindlichkeiten mehr, das ganze jedoch überaus charmant verpackt.
Erwähnenswert ist durchaus auch die enge Freundschaft mit André Herman Düne/Stanley Brinks, die bisher auf beiden Seiten eine selbstvertriebene CoverCD als Hommage bewirkte.
Eine CD ist offiziell veröffentlicht worden, "Sophie" auf Smoking Gun Records (2006), inoffiziell allerdings gefühlte 10 mehr.
Eine 7"-Single soll am 26.11.2007 veröffentlicht werden.


The Wave Pictures - I want you to walk

The Wave Pictures - I leave you for somebody else

Freitag, 2. November 2007

David Thomas Broughton







Für alle Freunde des studiotechnisch aufpolierten Schönklangs muss dieser Herr ein Greuel sein: seine 2005 veröffentlichte Debüt-CD "The Complete Guide To Insufficience" hat der in London lebende Songwriter in einem Rutsch und live in einer Kirche aufgenommen. Das atmosphärische, manchmal etwas rohe dieser Liveaufnahmen bildet dabei einen interessanten Kontrast zu den eher filigran angelegten Liedern.
Die klingen an sich schon ungewöhnlich genug. Schichten um Schichten baut Broughton mit Akustikgitarre und Looper auf, verwendet allerlei Geräusche, Schleifen und dominiert meist erst spät das Geschehen mit seiner dunklen, an Antony Hegarty erinnernden Stimme. Obwohl seine Lieder immer wieder in sich kreisen und in viele Richtungen mäandern, wirkt das Ganze doch nie unbestimmt und willkürlich.
Die Debüt-CD und eine in diesem Jahr veröffentlichte Demosammlung "It's In There Somewhere" sind auf Birdwar erschienen, eine EP "Anchovies" 2005 auf Golden Lab.
Am 05.11. veröffentlicht Birdwar eine Kollaboration "David Thomas Broughton vs 7 Hertz", diese wird leider (vorerst?) nur als UK-Import erhältlich sein.


David Thomas Broughton Myspace


David Thomas Broughton - Ambiguity




Mittwoch, 31. Oktober 2007

Picastro






Picastro hatte ich schon einmal auf dem Zettel. Das war 2003, als die Band ihr Debüt „Red Your Blues“ auf den Markt brachte und von überall her die Cat Power- Referenzen nur so auf sie hernieder fielen. Konnte mich damals irgendwie nicht überzeugen, zu verhuscht, ja, teilweise kraftlos klang mir, was ich hörte.

Diesen September hat die Band nun ihr mittlerweile drittes Album herausgebracht, „Whore Luck“, und wieder auf Polyvinyl Records. Ein Konzertbericht meiner Freundin, die im Moment noch in New York weilt und Picastro als Vorband der hier ja bereits vorgestellten Scout Niblett gesehen hat, brachte mich wieder auf die Spur. Und es lohnt sich definitiv, ein Ohr oder gar mehr zu leihen. Zwar dräut noch immer alles verhalten und mag keinen Ausbruch wagen, nicht einmal darauf zusteuern, doch ist dies einmal angenommen, erstrahlt die Musik in ihrem seltsam schummerigen Licht. Ein Cello sägt vor sich hin, Gitarre und Gesang träumen einen leicht fiebrigen Traum und das Schlagwerk versucht, sie nicht zu wecken. Es ist, als hörte man durch Aquariumglas hindurch, und durch Watte, erste Sonnenstrahlen.

Empfehlenswert ist natürlich die Myspace-Seite, in diesem Fall jedoch auch ein komplett ladbares Konzert in schönem Ambiente.


Picastro - Hortur

Picastro – All Erase (4-Track-Demo)

Dienstag, 30. Oktober 2007

Emmy The Great







Emmy The Great ist schon einmal ein klasse Name, zeugt von Humor, Ironie. Und in der Tat sind die Texte der zwar in Hong Kong geborenen, aber bereits als Kleinkind nach London übersiedelten Emma-Lee Moss in der Gesamtbetrachtung ihres musikalischen Schaffens ganz und gar nicht unwichtig. Ein freches, aber sehr präzise beobachtendes und wiedergebendes Mundwerk besitzt die Dame, das besitzt einigen Charme, da sie nicht rüpelt, sondern sich durchaus zurückhaltend aber bestimmt gibt.
Ihre Musik wird teilweise zum britischen Anti-Folk gezählt, womit man ihr meiner Meinung nach etwas unrecht tut. Die Lockerheit der Ensembles die sie mal hier, mal dort und dann wieder nicht begleiten, der leicht improvisierte Grundton einfach und einfach schön gestrickter Lieder allein macht eben noch kein Anti.
Bisher erschienen sind eine 7" (Secret Circus auf Fear And Records), sowie eine EP ("My Bad" auf Close Harbour). Die neue Single "Gabriel" soll am 19.11.2007 erscheinen und lässt sich bereits auf der Myspace-Seite anhören.
Die Homepage dagegen befindet sich noch etwas in Konstruktion.

Emmy The Great - The Easter Parade (von der My Bad- EP).

Sonntag, 28. Oktober 2007

Wildebeest





Nachdem der Blog eine Woche ruhte, während ich mich ein letztes Mal in die geschäftigen Straßen New Yorks warf, soll es nun, zurück im alten Europa, in konstanteren Abständen weitergehen.Die erste Neuvorstellung vom heimischen Computer aus kommt jedoch auch wieder aus Brooklyn.

Wildebeest ist Matthew Winn. Glaube ich zumindest, denn Informationen über diese New Yorker Band sind rar gesät, so rar, wie ihre Platten im Moment. Den Namen vermute ich auch nur, weil die Band-Myspace-Seite auf eben diesem Namen läuft. Ein Album soll als Vinyl auf Vertical House veröffentlicht werden, eine Kassette mit Homerecordings auf Eternal Tapes. Termine sind noch nicht bekannt.Manchmal ist es aber auch ganz angenehm, gar nicht so viel zu wissen, und einfach die verfügbare Musik für sich sprechen zu lassen. "Burgos Moon" war einmal via Myspace erhältlich und hat mich mit seinen exaltierten, cajungeschwängerten, akkordeonbefeuerten Shouts gleich für sich eingenommen. Dagegen ist "Small Mouth Sounds" ein total kaputter Blues geworden, ebenfalls geshoutet und so wohl nicht jedermanns Sache. Mir imponiert die schwüle Atmosphäre dieser Lieder, die Energie, die eigene Interpretation des Blues.



Wildebeest - Small Mouth Sounds

Wildebeest - Burgos Moon

Sonntag, 21. Oktober 2007

Leyna Noel
New York Special












Im Moment läuft in New York (oder lief bis gestern, genauer gesagt) der CMJ-Music Marathon, das bedeutet, es gibt die Gelegenheit, für günstig Geld und teilweise sogar kostenlos, sehr sehr viele, meist lokale Bands zu bestaunen, da Konzerte meist schon um die Mittagszeit beginnen. Leider war die Breite an Neuentdeckungen bisher recht dünn für mich, dafür lieferten mir bereits bekannte Formationen teils begeisternde Vorstellungen.
Eine dieser Neuentdeckungen, die mich zwar nicht begeisterte, die ich aber im Auge behalten werde, war Leyna Noel. Kurzfristig für den leider nicht auftretenden Jason Anderson eingesprungen, setzte sie sich alleine im geblümten Kleid an ihr Keyboard. Frau am Piano, das kennt man ja mittlerweile zur Genüge. Doch zum Glück ist Leyna Noel gerade dabei, eine durchaus sehr eigene Note zu entwickeln, wie das auf ihrer Myspace-Seite bereitgestellte Elixir beweist. Die beiden anderen Tracks lassen mich gegenüber ihrem Auftritt, wo sie teils wie eine späte Cat Power, die von Regina Spektor begleitet wird, klang, ob ihrer Konventionalität etwas enttäuscht zurück. Ich ärgere mich doch im nachhinein, dass ich aufgrund plötzlicher Knauserigkeit (ich habe schon zu viel Geld für Platten ausgegeben) mir die 10 Dollar für die selbstvertriebene und liebevoll in ein Kissen eingenähte CD sparte, denn sonst könnte ich hier vielleicht doch noch das ein oder andere begeisternde Lied bereitstellen. "Elixir" jedenfalls klingt mir trotz oder gerade wegen der Kürze wie ein zartes Versprechen.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Phosphorescent










Und noch einmal Brooklyn, diesmal jedoch ohne weiblichen Frontgesang, dafür mit ganz viel Bart.
Phosphorescent ist eigentlich nur einer, nämlich Matthew Houck, der sich auf seinen Platten und auch bei seinen Konzerten von einer illustren Schar verschiedenster Musiker unterstützen lässt, so z.B. erst jüngst von Viking Moses, sowie Castanets.
Die beiden eben genannten geben auch einen guten Rahmen ab, was musikalisch zu erwarten ist. Ein zwar durchaus erdiger, an der akustischen Gitarre sich erfreuender Songwritersound, der jedoch fern von Simon&Garfunkel-Seligkeit (oder gar Jack Johnson, ih) nicht nur existentialistische Tiefen streift und aufreisst, sondern auch mit allerlei ungewohnten Spielereien aufwartet. Das geschieht im Falle von Phosphorescent subtiler als bei Castanets, äußerte sich beim 2005er Album "Aw come awry" in der Verbindung seiner Bonnie 'Prince' Billy- Weisen mit TexMex-Sound und Calexico-Anleihen, auf dem in wenigen Tagen auf Dead Oceans erscheinenden "Pride" in einer Hinwendung zum Sakralen.



Myspace

Daytrotter Songs



Phosphorescent - A picture of our torn up praise

Phosphorescent - I am afull grown man (i will lay in the grass all day) (von: Aw come Awry)

Montag, 15. Oktober 2007

Hologram
New York Special












Gestern habe ich es endlich geschafft, den Cake Shop aufzusuchen, eine Mischung aus Plattenladen, Kneipe und Konzertlocation, der mir durch die enge Verbindung von Bands, die ich in den nächsten Tagen noch vorstellen werde, einen Besuch nicht nur wert war, sondern notwendig machte. Ich besuchte zwar kein Konzert, trank auch kein Bier, aber ich stöberte mich fröhlich durch die Auswahl an Second Hand und NeuVinylauswahl, als meine Aufmerksamkeit auf die im Laden gespielte Musik gezogen wurde. Auf Nachfrage wurde mir bereitwillig mitgeteilt, dass gerade eine lokale Brooklyner Band, Hologram, zu hören sei, die zwar noch nichts veröffentlicht habe, deren erste Singleauskopplung jedoch nächsten Monat von eben jenem Cake Shop vertrieben wird.

Was mich begeisterte, bewies eine deutlich klangliche Nähe zur frühen Cat Power, weckte jedoch auch (gute) Erinnerungen an Bands wie Honey Is Cool, The Duke Spirit, ein wenig Mazzy Star und den leider sehr unbekannten, mir aber durch das klienicum nähergebrachten The Good Grief. So viel zum Namedropping. Sängerin Caroline Potter besitzt genau diese von mir geschätzte Art der Lässigkeit, die fern vom Ätherischen ist und sitzt zudem - das finde ich wirklich ungewöhnlich - zeitgleich am Schlagwerk. Einen Bass scheint es nicht zu geben, dafür gleich zwei Gitarren, bedient von Caleb Lindskoog und Ryan Trott.

Diverse Hörproben und Lademöglichkeiten gibt es hier und hier.


Hologram - Blazey Storm

Hologram - Scorcher

Samstag, 13. Oktober 2007

Effi Briest
New York Special






Einige Tage ruhte dieser Blog, denn ich habe mich für zwei Wochen aufgemacht vom beschaulichen Europa nach New York. Und hier sitze ich nun, noch immer etwas Jetlag- geplagt, denn obwohl meine Uhr schon Nachmittag zeigt, ist es hier doch erst Morgendämmerung.
Und nun, da ich schon einmal hier bin, möchte ich doch auch die Gelegenheit ergreifen, in den nächsten Tagen Bands und Künstler vorzustellen, die ihren Ursprung in New York haben, für die meisten gilt sogar genauer: in Brooklyn. Ein Stadtteil, den ich noch nicht gesehen habe, den ich mir aber mittlerweile aufgrund der Dichte junger, spannender musikalischer Acts als DEN musikalischen Schmelztiegel der Stadt vorstelle.

Den Anfang machen also Effi Briest, die ich kürzlich, noch in Berlin, bei meinem Stammplattenhändler entdeckt habe. Effi Briest ist eine sieben Frau starke Combo, wie erwähnt aus Brooklyn, die, zum Teil mit dem üblichen Rockinstrumentarium bewaffnet, dieses aber um allerlei Klingklang, Akkordeon und Okarina erweiternd, einen spannenden Mix-Up verschiedener, nicht genau zu definierender Genres schafft. Mögliche Koordinaten sind Punk, Krautrock, Afrikanische Musik, Rock, Wave... Bisher erhältlich ist lediglich eine 7" auf dem britischen Loog Records Label, deren beide Seiten auf Effi Briests Myspace-Auftritt zu hören sind. Ich verliere mich gerne in diesem schillernd rauschhaften Getöse und werde, so alles klappt, in einer Woche noch in dieser Stadt einen Auftritt der Band sehen.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Ali Whitton










Jetzt, wo die Blätter sich langsam verfärben, Kälte durch die Straßen kriecht und die Vögel vertreibt, beginnt wieder die Zeit, in der ich Platten aus den hinteren Bereichen ziehe, die eine solch gepflegte Melancholie verbreiten, dass ich mich daran wie an einer Tasse Tee wärmen kann. Ali Whitton ist da so ein Fall, der zu dieser goldenen Jahreszeit am meisten genossen werden kann. Eine EP des 21 Jahre jungen Songwriters aus Leeds, UK, "Empty Threats And Recurring Themes", bestehend aus vier Liedern, die er mit den Broke Record Players aufgenommen hat, gibt es bisher zu beziehen, sowie die "Resigned To Blue"-EP, die im Moment jedoch nicht mehr erhältlich ist. Ein Album scheint ebenfalls bereits im Kasten und wird auf der Homepage zum Stream bereitgestellt, auch wenn ein Veröffentlichungstermin noch nicht bekannt ist.
Hier wimmert die Violine, die Akustische wird beherzt angeschlagen und das Herz geht auf. Ali Whitton ist schonungslos ehrlich, das darf nicht mit Exaltiertheit verwechselt werden. "And you say I'm too young to know what I mean - well, you're wrong, you're wrong, you're wrong, you're wrong about me". Die Jugend als Schlachtfeld eines schmerzhaften Reifeprozesses, gegossen in betörende Lieder.
Die bereit gestellten Lieder zeigen Ali Whitton ohne seine Band in Demoaufnahmen, weniger elegisch.



Ali Whitton - A Failed Attempt At Something Worth Saying

Ali Whitton - Misery Needs Company

Freitag, 5. Oktober 2007

Nalle








Selten passte das Ettikett "Weird Folk" so gut, wie auf Nalle. Und wo normalerweise die Betonung auf "Folk" liegt, verhält es sich hier genau umgekehrt. "Weird" war zumindest das erste, was ich dachte. "Wunderschön" das zweite. Und genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Band so gekonnt wie experimentierfreudig.

Nalle kommen aus Glasgow, haben sich dort 2004 gegründet und zwei Jahre später ihr Debütalbum "By Chance Upon Wakening" auf Pickled Egg Records veröffentlicht. Sie sind nur drei, Hanna Tuulikki, Aby Vuliamy und Chris Hladowski, machen aber Lärm wie ein ganzer Kindergeburtstag im KlingKlangLand. Dabei klingen nicht nur die Instrumente ungewöhnlich - unter anderem Bouzouki und Kantele - sondern vor allem die Stimme von Hanna Tuulikki präsentiert sich facettenreich. Mal zwitschert sie wie ein Frühlingsvogel, dann wieder meckert sie wie eine Ziege oder stürmt wie die See.

"Joanna Newsom, die über Koto-Musik singt", war auch einer meiner ersten Eindrücke. Sehr passend finde ich, was die Band laut cargo-records über sich selber sagt, darum sei es hier zitiert:
"'By Chance Upon Wakin' ist das Debüt der Band, die sich selbst wie das Spielzeug eines Kindes sieht: Ein Bindeglied zwischen der realen und der magischen, verborgenen Welt. Eindringliche Songs mit sprudelnden Melodien."
Dem ist nichts hinzuzufügen, als drei wärmstens empfohlene Hörbeispiele.

Nalle - Sunne Song

Nalle - Iron's Oath

Nalle - Birth Of The Bear (ursa minor)


Einen Stream vom Auftritt des Trios beim Amsterdamer Dwars-Festival gibt es hier.

Oder lieber Paris?


Donnerstag, 4. Oktober 2007

Adrian Orange And Her Band









Manchmal stelle ich Fragen an das Leben, die das Leben mir nie wird beantworten
können. Vor einigen Tagen zum Beispiel diese:
Wie ist es möglich, dass ein 21-jähriger junger Mann in diesem doch noch zarten Alter bereits auf 10 veröffentlichte Alben zurückblicken kann? Und vor allem: nun, mit seiner neuesten, selbstbetitelten Platte ein Werk hinlegt, das sich nicht nur raffiniert durch die versc
hiedensten Genres schummelt, sondern damit auch ein fast sicherer Anwärter auf meine Endjahres-TopTen-Liste ist?

Einiges an Adrian Orange erinnert an den vielgestalten Schrat Will Oldham. Nein, das Ausse
hen ist es nicht, die Stimme schon eher. Auch das Musizieren unter den verschiedensten Pseudonymen haben beide gemein. Adrian Orange firmierte schon als selbiger ohne seine Band auf der mir leider noch unbekannten "Bitches Is Lord", zuvor veröffentlichte er unter dem Namen Thanksgiving, zumeist auf Vinyl, teilweise leider schon out of print, einiges ist jedoch noch hier oder hier zu erstehen.
Es gibt also einiges nachzuholen, und ich werde sicherlich noch einmal über ihn berichten.

Das neue, selbstbetitelte Album jedenfalls ist eine so seltsam passende, wie eigenständige Mischung.
Grundlage scheint mir schon ein gewisses Americana-Slackertum, wie es Oldham ja auch verkörpert, meist präsent in den Gesangsmelodien, in der Stimme. Doch die Band, die Adrian Orange begleitet, scheint ganz anderes vorzuhaben. Sie rührt einen Cocktail aus Jazz, Swing, Reggea, Soul und was weiss ich noch alles. Seltsam, was für eine homogene Mischung das im Gesamteindruck und selbst den einzelnen Liedern ergibt, und selbst die überaus präsenten flotten Bläserparts und ein öfter wiederkehrender euphorisch jubilierender Chor passen hier bestens ins Bild.
Wem es zusagt, der hat für die nächsten Monate eine ergiebige Art gefunden, sein Taschengeld auszugeben.







Adrian Orange And Her Band - Give To Love What's Love's

Adrian Orange And Her Band - You're My Home




Mittwoch, 3. Oktober 2007

Scout Niblett





Scout Niblett ist schon eine seltsame Gestalt: meist in viel zu großen Stiefeln und Signalweste anzutreffen, für Promotionfotos ihrer ersten beiden Alben und das Cover zu "I Am" verbarg sie sich zudem noch unter einer blonden Kurzhaarperücke und steckte sich einen Brotkanten unter die Oberlippe, was ihr nun vollends einen etwas debilen Ausdruck verlieh.
Aber mit was für einer extravaganten Stimme ist diese kleine Frau gesegnet! Als ich ihren ersten Beitrag in dieser großen Musiklandschaft hörte - Jason Molina hat ihr für einen Track auf seiner "Magnolia Electric Co." netterweise den Leadgesang überlassen - da war es nicht nur um mich geschehen, ich kippte förmlich aus den Socken.

Zum Glück hat Scout (eigentlich Emma Louise) Niblett das Musikmachen zu ihrem Beruf gemacht, 3 Cds und eine EP stehen bisher zu Buche, sowie einige exklusive Singles mit ausschließlich Non-Album-Tracks.
Auch für das am 18. Oktober auf toopure erscheinende Album "This Fool Can Die Now" hat sie sich ein Stück weiterentwickelt, diesmal eine fast richtige Band um sich geschart und mit Bonnie 'Prince' Billy sogar erstmals einen hörenswerten und kongenialen Duettpartner geladen.


Das von beiden gesungene "Kiss" ist dann auch einer der ganz großen Höhepunkte der Platte, und auch das Video ist von rätselhafter Schönheit. "I Am A Prince" bestritt die Rückseite der "Kidnapped By Neptune" 7".
Im Dezember wird Scout Niblett einige Konzerte in Deutschland spielen.
Wer sie einmal live gesehen hat, wird ihre Platten nur noch sehr, sehr laut hören wollen!




Scout Niblett - Kiss

Scout Niblett - I Am A Prince

Songs:Ohia - Peoria Lunchbox Blues



Hier noch der Hinweis auf Scout Nibletts Myspace-Seite und ihre Homepage.
"This Fool Can Die Now" wird ebenfalls als Vinyl erscheinen!

Dienstag, 2. Oktober 2007

Stanley Brinks









Mittlerweile ist es recht schwer geworden, an neue Musik von André Herman Düne, nun musizierend unter dem Pseudonym (der neuen Identität?) Stanley Brinks heranzukommen. Nach seinem Ausstieg aus der eigentlich angestammten Hauptband Herman Düne, mit der sein Bruder David-Ivar noch weiter tourt, sind die selbstveröffentlichten Alben nur noch via Email (radicalbaboon(@)hotmail.com), der ehemaligen Bandhomepage, oder bei einem Konzertbesuch zu erhalten.

Das ist insofern schade, weil die Lieder, die André mit seiner unvergleichlich windschiefen Stimme singt, nach wie vor famos sind und eine breitere Hörerschaft verdient hätten.

"In The Garden" jedenfalls war mein Sommerhit dieses Jahres, aber in allen drei Liedern croont er gewohnt geschmackssicher und brüchig, wenn auch diesmal qua Eigenproduktion über etwas kälterem Instrumentarium.




Stanley Brinks - In The Garden

Stanley Brinks - Ghosts Like Me

Stanley Brinks - When All Is Said And Done


Andrés Myspace-Seite befindet sich hier, die von Herman Düne hier